„Wenigestens mit einem Teil meines Geldes kann ich Positives bewirken.“

Über die Beweggründe eines Zustifters

aus MAGAZIN forumZFD IV/2016

Dr. Herbert Kaefer, Jahrgang 1938, entschloss sich Mitte diesen Jahres, die STIFTUNG Forum Ziviler Friedensdienst mit einer Zustiftung in Höhe von 8.000 € zu unterstützen. Thomas Oelerich sprach mit ihm über sein Leben und seine persönlichen Beweggründe, die Stiftung zu fördern.

Dr. Herbert Kaefer ist pensionierter katholischer Priester. Fast vier Jahrzehnte war er im Bistum Aachen tätig. Beim abendlichen Telefongespräch spricht  er über das, was ihn im Leben bewegt hat. 1964 wurde er zum Priester im Bistum Aachen geweiht und wird zunächst als Assistent am Konvikt Haus Eich eingesetzt. In diesem Internat werden vor allem ältere Volksschüler, zumeist vom Lande und aus bildungsfernen Familien, an die Aufnahme in das Gymnasium herangeführt. Vier Jahre später wechselt er zur Priesterausbildungsstätte nach Bonn und war dort wissenschaftlicher Assistent an der Universität Bonn. Nach seiner Promotion begründete er in Aachen die Pastoralgemeinschaft Aachen-Nord – ein pastorales Experiment, in dem Priester und Nichtpriester, Frauen und Männer unterschiedlicher Ausbildung als Team in der Arbeit mehrerer Gemeinden zusammenarbeiteten.

Schon mit Berufsbeginn unterstützt er junge Männer bei der Kriegsdienstverweigerung und engagiert sich seit 1983 für Flüchtlinge. Für dieses besondere Engagement erhielt Herbert Kaefer im Jahr 1991 den Aachener Friedenspreis.

Nach seiner Pensionierung im Jahr 2003 entschließt er sich zunächst, ein Sabbatjahr (er selber nennt es lieber eine „Lebensreise“) anzutreten, um sein Leben und seinen Glauben (Berufsleben) zu reflektieren. Er stellt sich der Frage, welcher Aufgabe er sich nun im Alter von 65 Jahren widmen wolle. Die etwa einjährige Lebensreise führt ihn zunächst  nach Auschwitz, dann in die Wüste Sinai, an den See Genezareth und schließlich nach Rom, nach Brasilien und wieder nach Aachen. Hier bietet er dem katholischen Hilfswerk Misereor seine ehrenamtliche Mitarbeit an.

Für Misereor besucht Herbert Kaefer Schulen und Gemeinden und gibt die Erfahrungen seiner zahlreichen Projektbesuche in Asien, Afrika und Lateinamerika insbesondere an junge Menschen weiter. Heute, so sagt er, fällt ihm das Reisen aufgrund seiner Alters zunehmend schwerer, doch seine Gesprächsangebote in den Schulen setzt er – wenn auch etwas reduziert – unbeirrt fort.

Ein besonderes Anliegen ist es ihm, jungen Menschen aufzuzeigen, wie unser Leben in Europa in vielfältiger Weise mit dem Leben der Menschen in Armutsländern zusammen hängt. „Unser Lebensstil macht die Menschen arm!“ Davon ist Herbert Kaefer überzeugt. Er verweist auf den Anbau von Zuckerrohr in Brasilien zur Gewinnung von Ethanol für unsere Autos, auf die riesigen Sojafelder, einzig und allein für die Massentierhaltung und die Fleischproduktion in den Industrieländern, auf die riesigen Obstplantagen in Brasilien, die uns in Europa auch im Februar Trauben auf den Tisch zaubern. Auf die Baumwollproduktion und die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in den Kleiderfabriken in Bangladesch, die es uns ermöglichen, T-Shirts oder Jeans zu extrem billigen Preisen zu kaufen. Kleinbauern, die auf dem Land dort ihre Familien ernährten, wurden vertrieben. Herbert Kaefer hat eine sinnstiftende Aufgabe darin gefunden, gerade junge Menschen auf diese Abhängigkeiten aufmerksam zu machen und für diese Problematik zu sensibilisieren.

Angepasst war Herbert Kaefer eigentlich nie, wie er von sich sagt. Mit seinen Überzeugungen ist er immer wieder angeeckt. Sei es in seiner Kirche, in der Flüchtlingsarbeit bei den Behörden, in der Friedensarbeit oder in Debatten um die Fragen der wirtschaftlichen Verflechtungen in Zeiten der Globalisierung. Aussagen wie „Man muss auch lernen, ‚Nein‘ zu sagen“ oder „Ich mache gerne das, was sonst keiner macht“ lassen ein wenig erahnen, mit welcher inneren Überzeugung er seine Lebensthemen verfolgt hat. Darum möchte er in den kommenden Jahren die Arbeit an den Schulen fortsetzen, soweit ihm das seine Gesundheit erlaubt.

Dr. Herbert Kaefer

„Obwohl ich Wachstumskritiker bin, hoffe ich doch auf einen Zuwachs bei der Stiftung.“

Dr. Herbert Kaefer

Wie Herbert Kaefer auf die Arbeit des Forum Ziviler Friedensdienst aufmerksam geworden ist? Die Verbindung zur Friedensarbeit komme über seine Beratungstätigkeit für Kriegsdienstverweigerer in den 70iger und 80iger Jahren, erzählt er. „Und dann kam da ein Bettelbrief des forumZFD, auf den ich zunächst mit einer Spende reagiert habe.“ Später stellte er dem forumZFD ein Darlehen zur Verfügung, als der Verein finanziell schwierige Zeiten durchmachte. „Für mich war das damals eine Möglichkeit, einerseits für mich selber eine Sicherheit im Rücken zu haben und gleichzeitig das Geld sinnvoll – für die Friedensarbeit – einzusetzen“, gesteht Herbert Kaefer ganz offen sein Eigeninteresse ein. Und er fügt hinzu: „Da ich heute auf diese Darlehen nicht mehr angewiesen bin, habe ich entschieden, das gegebene Darlehen noch etwas aufzustocken und die Summe als Zustiftung an die STIFTUNG Forum Ziviler Friedensdienst zu übertragen.“

Für ihn ist das eine Möglichkeit, sein Friedensengagement weiter fortzusetzen, denn „ich kann nicht überall aktiv dabei sein, wo ich es für sinnvoll halte, aber ich kann wenigstens mit einem Teil meines Geldes etwas Positives bewirken“. Und ein gewisses Eigeninteresse gesteht er auch hier ein: „Über Zustiftungen kann ich Steuern einsparen und selber bestimmen, an welchen Stellen mein Geld sinnvoll eingesetzt wird.“ Zum Abschluss des Gesprächs sagt er in seinem unüberhörbaren Aachener Akzent und eigenem Humor: „Sogar ich als Wachstumskritiker hoffe auf ein enormes Wachstum bei der STIFTUNG in den kommenden Jahren.“